Den Demografischen Wandel nachhaltig gestalten, Brühl zukunftsfest gestalten

Veröffentlicht am 21.04.2009 in Kommunalpolitik

"Für die Kommunen bedeutet der demographische Wandel, dass sie alle Politikfelder, egal ob Kindergärten, Schulen, Verkehr, Altenhilfe und Gesundheit oder technische Infrastrukturen frühzeitig auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen müssen", begann SPD-Gemeinderat Rüdiger Lorbeer, der bei der letzten "Hautnah"-Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Brühl-Rohrhof im "Eulenspiegel" über die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Brühl referierte. Der jüngste Demografiebericht der Gemeinde Brühl, so Lorbeer weiter, dokumentiere die Entwicklung in der Vergangenheit genau, mache aber auch Vorschläge, wie eine nachhaltige Entwicklung erreicht werden könne.

Demnach gebe es in Brühl seit den 90er Jahren weniger Geburten als Sterbefälle. "Daß die Bevölkerung dennoch zunahm lag daran, daß viele Menschen nach Brühl und Rohrhof zugezogen sind", sprach sich Lorbeer dafür aus, auch weiterhin diese Zuwanderung zu ermöglichen und zu fördern. Auch aus der Feststellung, daß die Brühler Frauen im Schnitt weniger Kinder bekommen als die gleichaltrigen Frauen im Rhein-Neckar-Kreis oder im Land, folgerte er, dass man dafür Sorgen tragen müsse, die Gemeinde attraktiv für junge Familien zu gestalten, um Familien zu halten und noch mehr nach Brühl zu holen. Nur so, ergänzte Gemeinderat und SPD Fraktionsvorsitzender Roland Schnepf, würden die Belegzahlen der Kinder-Einrichtungen, der Schulen und Bäder aufrecht erhalten, und damit Folgekosten niedrig gehalten, "und letztendlich auch die Steuerkraft ermöglicht, die unsere Gemeinde so attraktiv macht".

So habe man bereits Ende der 80er Jahre über eine Schließung der Rohrhofer Grundschule nachgedacht. Mit der Ausweisung eines Neubaugebietes zogen viele Familien nach Rohrhof und die Rohrhofer Grundschule war wieder voll ausgelastet, fügte Schnepf weiter beispielhaft hinzu. Da außerdem in Brühl die Menschen immer älter werden und die jungen Menschen heute früher eigenen Wohnraum beziehen, werde zusätzlicher Wohnraum benötigt, entweder durch Innenentwicklung oder durch die Erschließung von Neubaugebieten. Innenentwicklung bedeute qualitative Nutzungssteigerung bestehender Wohnflächen durch Modernisierung oder Vergrößerung, Schließung von Baulücken und wenn möglich auch die Umnutzung ehemaliger landwirtschaftlicher Gebäude und Industrieflächen im Ortssetter für Wohnungen.

Da man aber weder einen Bauherren zum Modernisieren, noch einen Grundstückbesitzer zum Bauen zwingen könne, so Lorbeer, bleibe der Gemeinde hier nur übrig finanzielle Anreize zu setzen oder aber selbst zu bauen. Ein deutlich effektiveres Element zur Verjüngung der Bevölkerung ist jedoch die Ausweisung eines Neubaugebietes. Geeignete Flächen hierfür sind in Brühl noch an mehreren Stellen verfügbar und bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Klaus Beß, stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender der Brühler Sozialdemokraten, ergänzte, dass bereits in der Vergangenheit stets von der Brühler SPD die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten der Umlegung gegeneinander abgewogen wurden und man dies unbedingt weiter verfolgen solle.

So wurde vor dem Ziel der Attraktivitätssteigerung unserer Gemeinde für junge Familien z.B auch abgewogen, wie gut unsere Schulen und Kindergärten von den möglichen Baugebieten erreichbar sind, so der frisch gebackene Vater Klaus Beß weiter. "Wenn wir uns in Brühl weiterentwickeln wie bisher, so würden bereits im Jahre 2025 29,5% der Brühler Bevölkerung älter als 65 Jahre sein, gegenüber 20,7% in 2007 und 11,9% im Jahre 1987", so Lorbeer weiter: "Um das zu vermeiden, genügt die an sich positive Innenentwicklung nicht". Die Anwesenden waren sich einig darin, daß die Zukunftsfähigkeit Brühls entscheidend mit der Erschließung eines Neubaugebietes zusammenhängt: "Wer dies nicht sieht, beschädigt letztendlich die Infrastruktur für alle", so der junge SPD-Gemeinderat: "Wir haben Einkaufsmöglichkeiten sogar gegen den Trend auf der grünen Wiese im Ortskern erhalten", so Lorbeer, der sich bereits seit Jahren für die Erhaltung und Belebung des Ortskernes stark macht.

Neben Zugängen zu modernen Kommunikationsmedien, Banken, Post, Cafes und Restaurants sei Brühl auch mit dem ÖPNV gut angebunden, da in Brühl zwei Buslinien aus Ketsch und Schwetzingen in Richtung Mannheim zusammentreffen und Brühl dadurch die doppelte Frequenz im Vergleich zu den Nachbarorten hat. Trotzdem sei man dafür, zusätzlich sicherzustellen, dass Brühl vom geplanten S-Bahnhof in Schwetzingen-Hirschacker profitieren kann oder eine gute Abstimmung der Bus-Fahrzeiten an den S-Bahn-Fahrplan des Bahnhofes Rheinau erhält.

Neben Kinderbetreuungseinrichtungen mit einem zunehmenden Anteil an Kleinkindbetreuungsmöglichkeiten, für die sich las erste die SPD-Fraktion im Gemeinderat engagiert habe, biete Brühl mehrere Grund-, eine Haupt- und eine Realschule. "Unsere guten Schulen sorgen dafür, dass 45,6% unserer Viertklässler nach der Grundschule auf ein Gymnasium wechseln, welche in Schwetzingen und Mannheim ebenfalls gut erreichbar sind", wie Lorbeer aus Gesprächen mit Eltern weiß. Das Brühler Vereinsleben ist besonders vielfältig und zahlreiche ehrenamtlich Tätige trainieren und fördern unsere Kinder und Jugendlichen. Auch gebe es eine freilich verbesserungswürdige Gemeindebücherei und zahlreiche Kleinkunstveranstaltungen in der Gemeinde, welche bis weit über die Brühler Ortsgrenzen bekannt seien. Die Gemeinde Brühl sei auch Mitglied in der Volkshochschule Schwetzingen, die in Brühl einen Teil ihrer Kurse anbiete.

Die Jugendmusikschule biete musikalisch Interessierten eine Möglichkeit sich zu entfalten und gefördert zu werden: "Um das alles bezahlbar zu erhalten, müssen wir Menschen ermöglichen, hier neue Familien zu gründen bzw. hierherzuziehen", appellierte Lorbeer an die anderen Fraktionen, diese Notwendigkeit für die Zukunftsfähigkeit Brühls einzusehen und mitzutragen. "Was jedoch die Bedeutung des demografischen Wandels für die älteren Mitbürger angeht, müssen wir ebenfalls aktiv werden", so Lorbeer: In der Vergangenheit seien in Brühl schon viele altengerechte Wohnstätten gebaut worden. In Zukunft, so Lorbeer weiter, sei jedoch mit einem Bedeutungsverlust familiärer Stützstrukturen durch zunehmende Singularisierung und Mobilitätserfordernisse zu rechnen. Und es könne sich nicht jeder eine rein professionelle Betreuung und Pflege leisten.

"Diese Mitbürgerinnen und Mitbürger dürfen wir nicht fallen lassen. Wir müssen sicherstellen, dass auch sie in Würde alt werden können und jeder so lange wie möglich in seiner gewohnten Umgebung bleiben und am öffentlichen Leben teilhaben kann", wies er nochmals auf die Bedeutung wohnungsnaher Dienstleistungen aller Art und damit auf die Bedeutung funktionierender Ortskerne hin. Zum Ende des Vortrages diskutierten die anwesenden Mitbürger mit den Sozialdemokraten, wie weitere Schritte in der Brühler Ortsentwicklung im Detail aussehen könnten. Immer wieder war dabei auch die Finanzierung ein Thema, da die SPD weiterhin die Steuermittel besonders nachhaltig verwenden und keine finanziellen Luftschlösser bauen wolle: "Wir stehen wie keine andere Fraktion seit 1975 für finanziell machbare Kommunalpolitik", betonte Fraktionsvorsitzender Schnepf.